Tuominen, Arttu: Was wir verschweigen

Lübbe Verlag

414 Seiten

CHF  24.90

ISBN: 978-3-7857-2761-4


   

Der finnische Autor Arttu Tuominen (40) lässt mit seinem Krimi-Debüt aufhorchen. In «Was wir verschweigen» stehen sich der Hauptermittler Jari Paloviita und der des Mordes angeklagte Antti Mielonen gegenüber. Das Pikante: Die beiden kennen sich, haben sich als Zwölfjährige gar ewige Freundschaft geschworen. Und der Ermordete ist ihr gemeinsamer Jugendfeind Rami Nieminen, der aus einem verrohten Elternhaus kommt. Paloviita müsste den Fall also wegen Befangenheit abgeben. Das tut er aber nicht. Im Gegenteil: Er setzt sich in den Kopf, den auf Abwegen geratenen und völlig in den Alkoholismus abgeglittenen Mielonen aus der Schlinge zu ziehen. Mielonen hatte nicht die gleichen Chancen wie er, Paloviita, der aus wohl situierter Familie stammt. Das möchte er nun ausgleichen. Sein Plan ist dabei sehr kühn und eigentlich ausweglos: Er will die gut bewachte Tatwaffe zum Verschwinden bringen. Durch ein äusserst waghalsiges Vertuschungsund Ablenkungs-Manöver auf der Polizeistation in der mittelfinnischen Stadt Pori versucht Paloviita seinen hellwach, aber auch zwanghaft agierenden Kollegen und Kriminaloberkommissar Henrik Oksman zum Verdächtigen zu machen. Die Frage stellt sich: Ist Paloviita noch bei Sinnen? Wird er nicht vom Wahnsinn geritten?

 

Er weiss es: Fliegt seine nächtliche Aktion auf, riskiert er es, seine Karriere und seine Familie mit zwei Kindern in den Abgrund zu reiten. Paloviitas Ehe ist allerdings höchst rissig. Wie auch sonst die Fassaden in der Welt von Autor Tuominens Figuren jederzeit bröckeln können. Da übt er gekonnt Sozialkritik im Umfeld von kleinstädtischen Saufgelagen und leuchtet hinter Villenwände, die dem äusseren Schein nicht standzuhalten vermögen.

Eine Verbandelung von Mörder und Hauptkommissar, die eine blutige Vergangenheit eint – das hat Potenzial. Der Autor nutzt sie und zeigt die Gewalt beängstigend, wie sie ist. Arttu Tuominen spinnt und verwebt die verschiedenen Zeitebenen von jetzt und früher vorzüglich, lotet die Abgründe des Unausgesprochenen bedrohlich aus. Ein eindrücklicher, vielschichtiger Kriminalroman.

 

Buchbesprechung von Svend Peternell