Noll, Ingrid: Tea Time

 

 

 

Diogenes Verlag

318 Seiten

CHF  36.00

ISBN:  978-3-257-07214-3

Sechs Freundinnen, sie treffen sich regelmässig zum geselligen Beisammensein. Nichts Besonderes, eigentlich… Sie nennen sich Klub der Spinnerinnen – keine handfesten Neurosen, nur kleine lustige Macken sind Voraussetzung für eine Klubmitgliedschaft.

 

Ninas eine Macke als Gründerin des Klubs ist zum Beispiel, dass sie beim Essen nach dem Vorsatz ihres Vaters vorgeht – «zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen» (obwohl er das wahrscheinlich nicht ganz in diesem Zusammenhang gemeint hat…) – so isst sie zuerst Kartoffeln, dann Gemüse und zum Schluss ihr Liebstes, Fleisch oder Fisch. Ausserdem fotografiert sie mit viel Hingabe sogenannte «Arme-Kräutlein», unbeachtete Pflänzchen, welche sich etwa zwischen Kopfsteinpflaster empor kämpfen. Klubschwester Corinna treibts noch bunter, die eher konservativ wirkende Lehrerin geht quasi auf die «Pirsch» und beobachtet wildfremde Menschen beim abendlichen Essen, Fernsehen oder Spielen. Zu eben einer solchen (nicht ganz) wildfremden Familie begeben sich, bei Dunkelheit, sogar drei der Freundinnen (alle wäre dann doch zu auffällig gewesen) in deren Garten auf Beobachtungsposten, um dann noch eine gewagtere Tat zu planen.

 

 Geballte Ladung Menschlichkeit – liebevoll verpackt in diesem vielschichtigen Roman. Auch ein bisschen Krimi ist mit dabei, denn was geschah wohl mit diesem aufdringlichen Mitmenschen namens Andreas Haase…?

 

Ingrid Noll, die nicht mehr ganz junge (geboren anno 1935), erfolgreiche Autorin beweist einmal mehr und immer noch sehr eindrücklich, ihre Schreibfreude und weckt in der Leserin Lesefreude. «Tea Time» war meine erste Begegnung mit der Autorin und macht Lust auf weitere. Ein Lesegenuss für alle, die sich gerne ein gutes Buch zu Gemüte führen, vielleicht sogar gemütlich eingekuschelt in eine wärmende Decke.

 

Buchbesprechung von Regula Schopfer