Schmidt, Joachim B.: Kalmann

Diogenes Verlag, 352 Seiten, CHF 32.00

ISBN 978-3-57-07138-2 

 

Kalmann Odinsson (33) geht alles langsamer an. Er ist ein geistig etwas zurückgebliebener und anders tickender Haifischfänger und Experte für Gammelhai aus dem isländischen Fischer-Städtchen Raufarhövn - aber auch selbsternannter Sheriff und Jäger (bevorzugt Polarfüchse). Er hat oft seine eigene philosophische Logik, fällt mit naiven Weisheiten und - besonders am Schluss - dem Mut des reinen Herzen auf. Der neue Roman des Bündner Autors Joachim B. Schmidt (38) - erstmals bei Diogenes - beginnt mit einer grossen Blutlache in einem weitläufigen Schneefeld. Da Robert McKenzie, ein unbeliebter irischer Investor, Hotelbesitzer und Quotenkönig (der die Fangquoten von Raufarhövn verkauft hat) vermisst wird, liegt die Vermutung nahe: Ist er ermordet worden? Oder hat er doch überlebt? Und könnte ein Eisbär eine Rolle spielen, den Kalmann selber ins Spiel bringt? Schmidt, der 2007 mit seiner Familie nach Island ausgewandert ist, bringt also von Anfang an trotz weitgehend ruhigem Erzählfluss kriminalistische Elemente in «Kalmann» ein. Verdächtige gibt es einige. Und es werden verschiedene Fährten gelegt. Was so nicht unbedingt erwartet werden konnte, trifft tatsächlich ein: Am Schluss kommt es zu einem spannenden, schier atemlosen und spektakulären Showdown.

Joachim B. Schmidt entwirft eigenwillige und originelle, auf ihre Art meist sympathische Charaktere, die in das rauhe und faszinierende Landschaftsgefüge von Island passen. «Kalmann» ist eine Art Entwicklungsroman, der mit Lebensweisheiten und stillem Humor gespickt ist und einen Sog entwickelt, der einen über 350 Seiten hinweg durch Vielfalt, Überraschungen und Spannungselemente fesselt. Und einen gewinnenden Protagonisten hat, der am Ende Heldenstatus erreicht.

 

Buchbesprechung von Svend Peternell