Sheers, Owen: I saw a man

DVA Verlag, 304 Seiten, CHF 28.90

ISBN 978-3-421-04669-7

Der walisische Autor Owen Sheers (42) macht ein vermeintlich leeres Haus zum Kulminationspunkt einer spannungsgeladenen Handlung voller Geheimnisse und abgründiger Fragen um Schuld, Sühne und Verstrickung. Es ist der Protagonist Michael, ein früher Dreissiger, welche die offene Hintertür dazu benutzt, ins Haus der mit ihm eng befreundeten Nachbarn, den Nelsons, einzudringen. Nicht in böser Absicht, mehr um dem Verdacht nachzugehen, ob wohl Einbrecher ins mehrstöckige Gebäude eingedrungen sind. Weil der tragische Tod seiner Frau Caroline noch längst nicht verarbeitet ist, glaubt er sich ihr in einer Vision im oberen Stockwerk des Hauses plötzlich sehr nah. In dieser Verstrickung des Fantastischen mit dem Reellen wird er mehr als nur Zeuge eines tödlichen Unfalls. Es ist nach dem Verlust von Caroline die zweite grosse Schnittstelle seines Lebens. Sie wird ihn noch einmal verändern und schwer belasten.

 

Owen Sheers verwebt in seinem thrillerartigen und psychologisch dichten Roman „I Saw a Man" einen zweiten Handlungsstrang: Es ist die Perspektive des in der anonymen Wüsten-Air-Force-Basis stationierten Majors Daniel McCullen.

 

Sheers versteht es mit Rückblendetechniken meisterhaft, die privaten mit den universellen Verstrickungen zu verbinden. Je weiter Michael ins Innere des leeren Hauses vorstösst, desto mehr beginnt die Spirale des Vergangenen zu drehen und auf das Kommende einzuwirken.

 

Die Komposition und Konstruktion des britischen Schriftstellers gehen minutiös auf. Er ist ein richtiger Master of Suspense, der mit diesem seinen ersten ins Deutsche übersetzten Werk für grosse Lesemomente sorgt.


Buchbesprechung von Svend Peternell

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