Wow, diese Sprache! Kräftig, prägnant, kein Buchstabe, geschweige denn ein Wort zu viel. Die Handlung ist eher nebensächlich, aber die Hauptfigur Pia, wie die in all ihren verschiedenen Facetten
und ihrer Entwicklung geschildert ist, das ist lesenswert. Die anderen Figuren, es sind sehr wenige, Luc, Bolt, Gigi, Remo, Willi Holzer und natürlich die beste Freundin Luisa, bleiben während
der ganzen Geschichte in ihrer Entwicklung stehen, nur Pia, auch Igelchen wegen ihrer Frisur genannt, bricht endgültig mit den ersten 45 Jahren ihres Lebens und entflieht der sich schliessenden
Zange um ihr Geschäft – nein, ihr Leben. Eine Geschichte aus dem Schweizer Mittelland, aus den Achtzigerjahren. In kurzen Szenen wird das Wesentliche erzählt – Mitdenken muss man schon, so
einfach macht es uns die Autorin nicht. Die kurzen Situationsbilder enden oft mit einem Satz, der einfährt. Beispiel: «Sie fahren. Ich bleibe.» oder «Die Ernüchterung ist grauenhaft.» Oder ein
Abschnitt endet mit dem Satz von Gigi (der Altwagenhändler gleich neben Pias Tankstelle): «Gute Nachbarn helfen einander!», und die nächste Szene beginnt mit «Ich habe Gigi stehen lassen.»
Meiner Meinung nach gibt das Umschlagbild ein falsches Bild vom Inhalt, und im Gegensatz zum Klappentext, der behauptet, Pias Leben werde durch die Einweihungsfeier einer Waschstrasse auf den
Kopf gestellt, ist dies im Text eine sich zuspitzende Entwicklung, relativ unabhängig von der Feier. Eben, so einfach macht es sich die Autorin uns Lesern nicht, auch nicht billig – kurz, das
Buch ist ein wahres Lesevergnügen, das von seinem Stil her wohl entweder süchtig macht oder abstösst.
Buchbesprechung von Andreas Theiler, Leser und Lehrer