Colombani, Laetitia: Das Mädchen mit dem Drachen

Fischer Verlag, 269 Seiten

CHF 32.80

ISBN: 978-3-10-397490-4 


   

Léna – eine Lehrerin aus Frankreich – kommt nach Indien an den Golf von Bengalen, um einen schweren Verlust zu verarbeiten. Sie merkt, dass in diesem Land das Leben eines Mädchens nichts wert ist. Es kommt zu zwei folgenreichen Begegnungen: Die zehnjährige Lalita (den Leserinnen des «Zopf» bekannt) rettet Léna vor dem Ertrinken. Und Preeti, die den Mädchen versucht, etwas Selbstbewusstsein durch Selbstverteidigung zu vermitteln. Léna beginnt die Kinder des Dorfes zu unterrichten. Trotz heftigen Widerständen gründet sie eine Schule und schenkt so den Kindern eine Zukunft und Hoffnung. Erinnern Sie sich an das vor zwei Jahren (mitten im Lockdown) erschienene «Das Haus der Frauen»? Der Roman ist auch ein Denkmal in Buchform für die Heilsarmeeoffizierin und Frauenhauspionierin im Paris der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts: Blanche Peyron. Kleines Detail: Ich konnte den Titel vorauslesen und merkte, dass es sich um ein reales Frauenhaus handelt, welches noch heute existiert. Doch ein Foto von der Gründerin Blanche Peyron gab es nicht im Netz. Ihr Mann hingegen hatte einen Wikipedia-Eintrag. Blanche fand man erst, als dieses Buch ein Bestseller geworden war. Manchmal kann auch Belletristik Frauen sichtbarer machen…

Laetitia Colombani erzählt in einem kurzen Filmchen, wie sie zur Idee von «Das Mädchen mit dem Drachen» gekommen ist. Sie hat bei den Dreharbeiten zur Verfilmung ihres Erstlings «Der Zopf» in Indien eine französische Lehrerin mit ihrer kleinen Schule – also eine Art Lotti Latrous – kennengelernt. Auch der dritte Titel ist ein klares Mutmachbuch! Und wer sein Französisch auffrischen will: «La tresse», «Les victorieuses» und «Le Cerf-volant» sind immer (auch in der Originalausgabe) im Bücherperron am Lager.

 

Buchbesprechung von Hanni Meinen Peternell