Shafak, Elif: Am Himmel die Flüsse

 

Verlag Roman Hanser

 

592 Seiten

 

CHF 39.90 

 

ISBN: 978-3-446-28008-3

Der neue Roman «Am Himmel die Flüsse» von Elif Shafak hat mich überwältigt, erschüttert und begeistert. Die verschiedenen Charaktere der Erzählstränge sind vielschichtig, differenziert, glaubwürdig, haben Tiefe und Entwicklungsfähigkeit. Sie vermitteln Weisheit, Geschichte und Poesie.

 

Da erscheint Assurbanipal, der als König in Ninive die weltweit erste bekannte Bibliothek anlegte; sodann Arthur, König der Abwässerkanäle und Elendsquartiere, der im London des 19. Jahrhunderts die sumerische Keilschrift entziffert, und den die Suche nach einem Gedicht aus dem Gilgamesh-Epos an den Tigris führt, wo auch eine weitere Hauptfigur lebt: die neunjährige Narin im 21. Jahrhundert, deren Dorf mit seiner jahrtausendealten Kultur allmählich überflutet wird; und schliesslich Zaleekhah, Hydrologin mit Wurzeln im Irak, die in einem Hausboot auf der Themse wohnt, an einem Wendepunkt ihres Leben.

 

Das Wasser ist der «rote Faden», der das GilgameshEpos, den Genozid an der religiösen Minderheit der Jesiden, Menschen des 19. und 21. Jahrhunderts verbindet und mit den Themen Sintflut, Erforschung und Aneignung von Kulturgut, Überflutung und Barbarei verknüpft.

 

Die Übersetzung aus dem Englischen von Michaela Grabinger liest sich sprachlich kraftvoll und überzeugend.

 

Keine leichte Kost. Eine begeisternde Lektüre, welche hautnah erlebbar macht, wie historische Ereignisse und brennend aktuelle Themen, ja, wie letztlich alles miteinander verbunden ist.

 

Buchbesprechung von Victor Pulver, Leser, Vorleser und Stammkunde im Bücherperron