Köhlmeier, Michael: Das Mädchen mit dem Fingerhut

Hanser Verlag, 139 Seiten, CHF 29.00

ISBN 978-3-446-25055-0

Der Autor erzählt die berührende Geschichte eines Mädchens, dessen junges Leben bestimmt ist durch den Instinkt des ständigen Flüchtens. 

Das 6- jährige Mädchen ist ein Flüchtlingskind. Es ist Winter, es ist kalt, es ist alleine in einem unbekannten Land.

Als es in einem Kaffeehaus in der beheizten Eingangsschleuse Zuflucht und Wärme sucht, schläft das Mädchen vor Erschöpfung ein. Hier wird es aufgegriffen und in ein Heim gebracht. Dort begegnen ihm der Grosse und der Kleine. Shamhan und Arian nehmen es mit auf ihre Flucht, getrieben von einem kindlichen Traum, irgendwo anzukommen.

Die Kinder flüchten abermals. Sie begehen Einbrüche, stehlen Lebensmittel, Decken und andere Dinge, die sie zum Überleben in der Kälte brauchen. Ihr Handeln ist instinktiv. 

Als sie in einer Scheune Unterschlupf gefunden haben, werden die Kinder erneut von der Polizei aufgegriffen. Während einem Tumult auf der Polizeistation werden sie kurz nicht beachtet. Yiza, so nennt sich das Mädchen (der Erzähler lässt einen im ungewissen, ob es ihr wirklicher Name ist) und Arian gelingt die Flucht. Sie irren weiter, leben von gestohlenen und erbettelten Lebensmittel. Als Yiza schwer erkrankt, verstecken sie sich in einem Gartenhaus auf einem Privatgrundstück und werden entdeckt. Die Frau nimmt das kranke Mädchen ins Haus, pflegt es gesund, sperrt es aber ein.

So nimmt die Odyssee des Mädchens, in dessen Leben die einzige Beständigkeit aus einem kleinen Fingerhut besteht, den es ständig bei sich trägt, seinen Lauf.

 

Eine aufwühlende, sehr reale Geschichte. Das Schicksal dieses jungen Lebens geht unter die Haut. Es hält einem die Ignoranz unserer Gesellschaft dieser verlorenen Kindern gegenüber vor Augen. Ich konnte diesen tiefgehenden Roman bis zum letzten Satz nicht aus der Hand legen!


Buchbesprechung von Regula Schopfer

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