Blum-Bruni, Verena: Das gestrandete Schiff

Schlaefli & Maurer Verlag, 300 Seiten, CHF 34.00

ISBN 978-3-85884-101-8

Die Geschichte des fünfjährigen Verdingbuben Peter Peter ist bald fünfjährig und glücklich. Er ist stolzer Besitzer seiner «Blüemlisalp». Sein Berufswunsch ist klar, entweder Admiral oder Kapitän. Tagelang spielt er am Brunnen im Kinderheim mit seinem selbstgebauten Schiff und wird unterstützt von Sophie, einem gleichaltrigen Mädchen mit ähnlichem familiären Hintergrund.

 

Szenenwechsel (nur wenige Wochen später): Der «Vater» hält missmutig an. «Weg mit dem blöden Schiff», zischt er «du brauchst beide Hände, um dich festzuhalten» (auf dem Fahrrad). Einige Minuten später reisst der neue Pflegevater seinem verdutzten «Pflegekind», welches er soeben kennengelernt hat und aus dem Heim abholt, sein einziges Spielzeug aus der Hand und wirft es in hohem Bogen in den Strassengraben. So wird der fünfjährige Peter zum achten Mal verdingt.

 

Die Autorin erzählt in sechs Kapiteln aus unterschiedlichen Perspektiven die tragische Geschichte des kleinen Buben. Sehr eindrücklich auch der letzte Teil, die Geschichte des Richters, welcher sich mit aller Kraft gegen die unheimlichen Allianzen der damaligen Armenbehörden stemmt und einen Einblick in einen Berner Gerichtssaal um 1945 gibt – Richterinnen und weibliche Geschworene gab es damals nicht.

 

Verena Blum hat die Armut und das Verdingkinderwesen im Kanton Bern erforscht und eine Erzählung geschrieben, welche auf wahren Tatsachen basiert und hier bei uns im Berner Oberland handelt. Eine traurige Geschichte, welche seitenweise fast nicht auszuhalten ist. Aber auch hier: ein Buch wider das Vergessen, ein Mahnmal eines schwarzen Kapitels in der (Berner) Geschichte. Sollte in jeder (Gemeinde)-Bibliothek stehen!

 

Buchbesprechung von Hanni Meinen Peternell

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