Suter, Martin: Melody

 

 

 

 

Diogenes Verlag

327 Seiten

CHF  36.80

ISBN:  978-3-257-07234-1

Martin Suter ist wieder zurück – und wie! Von einer grossen Liebe handelt sein neuer Roman. Oder ist es doch eher eine scheinbar grosse Liebe? Denn: Kann man das, was der 84-jährige Alt-Nationalrat und Unternehmensberater Dr. Peter Stotz bild- und emotionenstark schildert, für bare Münze nehmen? Der einstige Königsmacher und Kunstmäzen umgibt sich in seiner Villa am Zürichberg von Porträts seiner Verlobten Melody. Bloss: Wo ist sie wirklich? Stotz beginnt auszuführen, warum seine Hochzeit mit der um 20 Jahre jüngeren Buchhändlerin muslimischen Hintergrunds vor über 40 Jahren wenige Tage vorher geplatzt ist. Und weshalb sie seither spurlos verschwunden ist.

 

«Melody» ist auch der Titel des Romans. Werden wir erfahren, ob diese Frau – die uns Peter Stotz in Idealbildern als Schönheit mit Konversationstalent «vormalt» – noch lebt? Und wenn ja – wohin es sie verschlagen hat? Der junge, juristisch beschlagene Tom Elmer hört dem einst einflussreichen Stotz bei reichlichem Alkoholgenuss gebannt zu. Er soll den Nachlass des alten und kranken Mannes, dem sein Arzt noch ein Jahr gibt, ordnen. Zu enorm hoch entschädigten Ansätzen. Und nach Kriterien, die durchaus dichterische Variationen der Wahrheit zulassen…

 

Und so bewegt sich auch der Roman überraschungsreich und mit immer neuen Wendungen zwischen Schein und Sein, zwischen Fiktion und Wahrheit. Ist da irgendwo eine Lebenslüge erkennbar, die so einiges zusammenbrechen lässt, aber auch vieles erhellt? Martin Suter hortet das Geheimnis bis zuletzt. Er entpuppt sich einmal mehr als raffinierter und geschmeidiger Erzähler, der im stillen sogar mit dem Krimi kokettiert und uns an grosse internationale Schauplätze führt. 

 

«Melody» hat mich gepackt. Das Buch ist bekömmlich wie ein Digestif und vollwertig durchkomponiert wie la Cucina Italiana, welche Köchin Mariella im Roman sinnenreich zelebriert. Ein richtig guter Suter!

 

Buchbesprechung von Svend Peternell